Firmengeschichte
Kerzenzieherhandwerk seit 225 Jahren in Montabaur
Die Familie Flügel verbindet Tradition mit Qualität und Service!
1792
Flügel - der Name einer seit Generationen in Montabaur ansässigen Familie - steht für Bürgerfleiß und Engagement im Leben der Stadt, sie ist schon im 16. Jahrhundert nachgewiesen. Der Kaufmann Franz Karl Flügel, 1747 geboren, begann um 1790 mit der Herstellung von Kerzen in seinem Haus in der Kirchstraße: sein Name steht als „Kerzenmacher” und „Wachskrämer” in der Familienchronik. Pfarrkirche und Schloßkapelle waren seine ersten Kunden. Unter seiner Hand wuchs das kleine Unternehmen, doch sein Kolonialwarengeschäft in der Kirchstraße war zunächst einträglicher.
1816
Ab 1816 stand der gelernte Wollweber Nikolaus dem Wachsziehergeschäft vor, er bildete sich durch Fachliteratur weiter und nutzte seinen Garten „vor dem Peterstor auf der alten Mauer” bereits zur Sonnenbleiche des Bienenwachses, damals der wichtigste Rohstoff für Altarkerzen, Seine geschäftstüchtige junge Frau hatte diese Methode im Kleinen erprobt: Auf der Fensterbank des Wohnzimmers.
Das Areal zwischen Peterstor und Gelbachstraße blieb bis heute, durch die Jahrzehnte immer wieder durch Zukäufe abgerundet, das Firmengelände der Flügels.
1855
1855 übernahm der 1828 geborene Sohn von Nikolaus und Katharina Flügel nach einer Kaufmannslehre in Worms das Geschäft. Schon 1859 hatte er auf dem Flügel’schen Grundstück einen Brunnen gegraben, den er mit einem Kesselhaus umbaute.
Damit konnte der Transport des geschmolzenen Wachses von der Kirchstraße unterbleiben.
1878 erwarb Jacob Flügel den neben seinem Haus in der Kirchstraße in die Obere Plötzgasse reichenden Grundbesitz der Eheleute Steinebach, so groß, daß diese Gasse hinfort „Flügels Ählchen” genannt wurde. Jacob Flügel war ein angesehener Mann, gehörte dem Stadtrat an, war Beigeordneter und vertrat den Bürgermeister längere Zeit.
Er wirkte als Kreisdeputierter, war Mitglied des Provinziallandtags, übte das Amt des Schiedsmanns aus und gehörte kirchlichen Körperschaften an.
1895
1895, dem Todesjahr von Jacob Flügel, übernahm Sohn Adolf das Kerzengeschäft: er erweiterte die Fabrikationsgebäude um die Jahrhundertwende durch größere Anbauten, was in ähnlichem Umfang noch einmal 1936 durch seinen Neffen geschah. Adolf Flügel errichtete 1896 „am Vincinalweg nach Holter”, jetzt Peterstorstraße, ein in dieser Zeit als „Villa Flügel” bezeichnetes stilvolles Wohnhaus, das heutige Bürogebäude.
Er gehörte, wie schon sein Vater Jacob, zu jenen Bürgern, die sich engagiert für das Wohl ihrer Stadt einsetzten. Der erfahrene, gewandte, umsichtige Mann wurde 1896 als Nachfolger seines Vaters in das Stadtverordneten-Kollegium gewählt. Sein Urteil galt so viel, dass noch heute das „geflügelte Wort" in Montabaur gilt: „Ich meine, wie der Herr Flügel meint.”
1926
Im Jahre 1898 wurde dem damaligen Gymnasialoberlehrer Professor Heinrich Becker und seiner Frau, Maria geb. Flügel, ihr Sohn Adolf geboren. Dieser trat 1926 in die Firmenleitung als Nachfolger seines Onkels Adolf ein, dessen Ehe kinderlos geblieben war.
Adolf Becker stand der Kerzenfabrik in schwieriger Zeit als Unternehmer vor. Besonders die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft ab 1933 konnten nur mit äußerstem Geschick gemeistert und Unheil von dem traditionsreichen Unternehmen abgewendet werden
Die Erweiterung 1936 verhinderte — durch die nun möglich gewordene Großfabrikation von sogenannten „Hindenburglichten” für die Wehrmacht — eine Schließung der Firma, die so in ihrem Bestand auch über den Krieg gerettet wurde. Unbemerkt von der „braunen Obrigkeit” konnte so manches Kilogramm Paraffin auch zu Altarkerzen verarbeitet werden. Wer an die Flügel’sche Tür klopfte, durfte sein Licht mit nach Hause und in seine Kirche nehmen. Diese Hilfe in Notzeiten danken noch heute viele Kunden aus nah und fern mit ihrer Treue zum Flügelfabrikat.
Nach dem Krieg blieb das kostbare Wachs zunächst rationiert. Die durch alte Beziehungen erreichte hohe Zuweisungsquote versetzte Adolf Becker, langjähriges Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Kerzenhersteller, in die glückliche Lage, auch geflüchteten Kollegen zu einer Neugründung zu verhelfen.
1957
Eine andere existentielle Frage stellte sich zu Beginn der 70er Jahre dem neuen Firmeninhaber, Adolf Becker-Flügel, ältester Sohn von Adolf Becker, der 1969 verstarb. Infolge ungewisser, sich immer wieder verzögernder Stadtplanung, erwog man damals eine Verlagerung des Betriebes in die Außenbezirke. Das Problem jahrelangen, chronischen Platzmangels bedurfte einer Überbrückung. Adolf Becker-Flügel, aktiv im Kerzenverband und zeitweise als dessen Vorsitzender tätig, gelang die Lösung sowohl durch die gute Zusammenarbeit mit Kollegen als auch durch den Erwerb von auswärtigen Produktionsstätten, die von Familien aufgegeben worden waren. Er verstarb 2021 im hohen Alter von 95 Jahren.
Für die hochwertige handwerkliche Produktion entschloss sich die Firma schließlich, am angestammten Platz zu bleiben. Ab 1980 wurden Um-, An- und Neubauten nach modernen Erfordernissen geplant. Zum Jubiläumsjahr 1992 wurde dieser größere Bauabschnitt der sechsten Generation abgeschlossen.
Ein sich stets verjüngendes, kreatives Team — unterstützt von der Erfahrung zahlreicher „Arbeitsjubilare”, bis hin zu über 50-jähriger Betriebszugehörigkeit — vermochte die Umsätze kontinuierlich zu steigern. Flügel ist vertreten auf vielen Messen, so seit über 30 Jahren in Frankfurt, zeitweise auch in den USA.
1988
Diplom-Betriebswirt Johannes Becker-Flügel übernahm 1988 die Geschäftsführung von seinem Vater Adolf Becker-Flügel. Seit 2002 ist er Inhaber in 7.Generation der Kerzenmanufaktur Jacob Flügel mit über 30 Mitarbeitern.
Flügel-Kirchenkerzen leuchten seit eh und je auf vielen Altären des Bistums Limburg, aber auch in den Nachbardiözesen: Trier, Mainz, Köln, Paderborn und Hildesheim von der Niederlassung in Celle aus. Von stets angepasstem Wandel zeugen die alten Berichte und Bilder der Kundenpflege per Pferd, per Landauer, 1884 mit der neuen Westerwald-Eisenbahn, ab 1924 mit einem der ersten Autos in Montabaur. Der damals schon begründete Service der direkten Kerzenanlieferung bis in die Sakristeien führte zu einem engen, fast familiär zu bezeichnenden Kontakt zu Küstern und Pfarrern. Heute betreut die Kerzenmanufaktur mit 4 Außendienstmitarbeitern die Kirchengemeinden 5 mal im Jahr rechtzeitig zu allen Hochfesten.
Seit 1965 wurden Geschenkkerzen für den Facheinzelhandel entworfen, mit eigenen Designern im Hause hergestellt und Europaweit vertrieben.
Heute gibt es 2 mal im Jahr neue Kollektionen immer den Trends angepaßt: Kreativität und das Gespür für die Kundenwünsche erklären den Erfolg.
Vor dem Peterstor aber werden immer noch Kerzen handwerklich gezogen und getaucht, mit Ornamenten verziert oder kunsthandwerklich bemalt. Alle Kerzen werden von den eigenen Designern entworfen und auch selbst verziert. So kann die Kerze ihre eigene vertraute Art bewahren, im Selbstverzehren in der Dämmerung oder zur Abendzeit den Menschen Beschaulichkeit und Ruhe vermitteln oder eine Feierstunde durch ihren warmen Schein besonders festlich zu gestalten. Und das alles vermag die Flügel-Kerze, die sich über Jahrzehnte auch Mons-Tabor-Kerze nannte, seit nunmehr über 225 Jahren...
Montabaur